Terrassenhaus in Hildesheim-Moritzberg / Informationen zur Geschichte der Stadt Hildesheim.
Knochenhaueramtshaus, Rathaus, Domburg, Kehrwiederturm
Hildesheim ist ein alter Handelsplatz am Ost-West-Handelsweg, der heute von der Bundesstraße 1 abgebildet wird. Der Weg über Hildesheim ist ein Abzweig des westfälischer Hellwegs (Homberg nach Corvey) bei Paderborn. Durch diese Nordroute werden einige Gebirgszüge des Weserberglands umgangen und die Norddeutsche Tiefebene in Hildesheim erreicht. Von Hildesheim aus konnten wichtige Städte des Mittelalters wie Goslar, Lüneburg, Braunschweig, Magdeburg über Altstraßen erreicht werden. Auf dem Weg nach Hildesheim bot Hameln einen gesicherten Übergang über die Weser und Hildesheim bot den Reisenden eine sichere Furt durch die Innerste, einem Fluss der im Harz seinen Quellort hat. Nach der beschwerlichen Reise, und der anstrengenden Durchfahrt durch die Innerste und deren sumpfiges Gelände im Flusstal, konnte man in Hildesheim auf den Hügeln am östlichen Ufer der Innerste pausieren. Auf einer Karte von 1750 ist bereits eine Dammweg (Auff dem Damme) und eine Brücke verzeichnet. Einlass gewährte das westliche Damtor (Damm Thor). Von dort führte der Damm bis zum Moritzberg und entspricht dem heutigen Bergsteinweg. Weiter führt die alte Handelsstraße durch die Dingworthstraße, Elzer Straße auf der nördlichen Seite um den Moritzberg herum, durch das heutige Himmelsthür (Hildesheimer Straße) in Richtung Hameln.
Keßlerstraße, Basilika St. Godehard, Wernersches Haus
Im Stadtgebiet von Hildesheim unterscheidet sich der heutige Verlauf der B 1 zu dem der Handelsstraßen zu Zeiten des Hellwegs. Vermutlich schon zu vorfränkischer Zeit – sicher aber um das Jahr 815 – verlief die Straße über das Dammtor und weiter über den Steinweg – an den noch der Straßenname Am Steine erinnert und der ungefähr dem Fußweg vor dem Roemer- und Pelizaeus-Museum entspricht – durch das noch bestehende Paulstor in die Domburg, dem Zentrum des alten Hildesheim. Direkt an der Nordseite des Doms (Domhof) vorbei führte der Weg weiter durch das (nicht mehr vorhandene) Peterstor (angedeutet durch die Torbogen der "Regierung") nach Osten. Dann durch die Kreuzstraße an der Kreuzkirche vorbei zum Pelizeusplatz (früher "Platz"), und über die Altpetristraße, Pferdemarkt, Scheelenstraße, Osterstraße zum Ostertor und dann über die Einumer Straße aus der Stadt heraus. Mit dem Schleifen der Stadtbefestigung konnte man durch die Friesenstraße, dem Paradeplatz, "Die Zingel" die Einumer Straße erreichen.
Dom, St. Michael, Die Sülte
Wahrscheinlich ist aber, dass sich bereits früher der Verkehr auf verschiedene Straßen aufteilte, da die schmalen Gassen nur die Breite eines Pferdefuhrwerkes besaßen. Möglich waren auch folgende Routen: Vorm Paulstor links abbiegen in die Burgstraße, dann gleich wieder rechts abbiegen in den engen Pfaffenstieg, dann über den Bohlweg zurück zur Kreuzstraße oder weiter über Schuhstraße und "Sack" auf die Zingel. Auch denkbar wäre die Fahrt an der Magdalenen Kirche vorbei in den "Alten Markt", Eckemekerstraße, Andreas Platz, Hoher Weg, Markt, Rathausstraße, Osterstraße zum Ostertor.
Hildesheim war auch mit einen weiteren wichtigen Handelsweg verbunden: Dem "Hellweg vor dem Santforde". In West-Ost-Richtung verlaufend führte der Hellweg von den Ijsselstädten (Zwolle, Deventer, Arnhem) in den heutigen Niederlanden über Rheine nach Bremen und in die ostwestfälische Region um Minden. Er schloss in Minden an den westfälischen Hellweg (Zweig Lipper Hellweg) an und vereinigte sich dort mit dem von der Ems kommenden Hellweg unter dem Berg. An der Bückethaler Landwehr zwischen Bantorf und Bad Nenndorf erreichte der Hellweg das Gebiet der heutigen Region Hannover. Von hier aus verlief er über Goltern, Leveste, Gehrden, Ronnenberg und Pattensen zur Leine. Von dort aus führte er weiter über Sarstedt nach Hildesheim.
Hildesheim hat wie viele Städte eine bewegte Geschichte. Es blühte zu Zeiten des Hochstift Hildesheim und lag seit 1235 in gleichnamigen souveränen Fürstentum. Die Stadt Hildesheim trat 1241 der Hanse bei und erhielt 1249 Stadtrechte. Mit der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 begannen die Nachbarfürstentümer sich an den Territorien zu bedienen. 1632 erfolgte die Belagerung durch Pappenheim während des 30jährigen Krieges. Hildesheim verlor in der Zeit des Absolutismus Hildesheim mehr und mehr an Bedeutung. Glück! Denn so blieb die spätmittelalterliche Innenstadt weitgehend erhalten.
Basilika St. Godehard, Domburg, Turm St. Andreas, Sülte/Gericht
Zum Beginn der Industrialisierung erhielt Hildesheim am 12. Juli 1846 einen Eisenbahnanschluss nach Lehrte, die sogenannte „Kreuzbahn“ von den Hannöverschen Staatseisenbahnen. Die „Kreuzbahn“ verband Hannover mit Braunschweig und Celle mit Hildesheim über Lehrte. 1853 wurde die Hannöversche Südbahn von Hannover nach Alfeld (Leine) eröffnet, weshalb Hildesheim eine eingleisige Verbindungsstrecke nach Nordstemmen (Südbahn, eröffnet 15. September 1853) erhielt. Diese Strecke wurde 1875 durch die Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft zweigleisig ausgebaut, um ihre nach Westen führende Bahnstrecke Elze–Löhne nach Osten über Hildesheim bis Vienenburg weiterzuführen. Am 19. Mai 1875 wurde die Strecke Hildesheim-Grauhof in Betrieb genommen, womit die Verbindung Löhne-Viennenburg hergestellt war und am 1. Mai 1883 konnte die Braunschweigische Eisenbahn die Verlängerung nach Goslar in Betrieb nehmen. 1888 wurde die etwa 35 Kilometer lange Verbindung von Hildesheim an die Bahnstrecke Hannover–Braunschweig bei Groß Gleidingen in Betrieb genommen, was eine direkte Verbindung nach Braunschweig herstellte.
Nachdem die Südbahn bis 1856 bis Kassel verlängert wurde, war nun Verkehr von Harburg über Celle, Lehrte und Hildesheim weiter über Kassel nach Frankfurt möglich.
Moritzberg: Bergstraße, Phoenix Gelände, Mauritius
Zur gleichen Zeit war der Eisenbahnverkehr zwischen Berlin und Braunschweig bereits in Betrieb. Braunschweig und Magdeburg waren bereits 1843 mit einer Bahnstrecke über Wolfenbüttel, Jerxheim und Oschersleben verbunden worden. Die Verbindung Potsdam und Magdeburg wurde am 12. September 1846 hergestellt. Die Eröffnung der Strecke Hannover–Minden erfolgte am 15. Oktober 1847 durch die Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen, sie erschloss vor allem das Fürstentum Schaumburg-Lippe samt seiner Residenzstadt Bückeburg und stellte eine durchgehende Verbindung von Hannover ins Rheinland her.
Somit war von der Eisenbahn bereits im Jahre 1847 der alte Ost-West-Handelsweg in der Weise ersetzt worden, dass nun der Warenstrom weiter nördlich über Hannover lief. Der Handel auf den Hellweg versiegte langsam und Hildesheim litt unter dem Standortnachteil. Ungewollt floss nun der Nord-Süd-Güterverkehr von Harburg (Hamburg) über Lehrte und Hildesheim weiter über Kassel nach Frankfurt. Der Personenverkehr machte den Umweg über Hannover. Der spätere Bau der Altenbekener Bahn, die dem alten Ost-West-Handelsweg folgt, aber erst Hannover am 19. Dezember 1872 mit diesem verband, konnte den Standortnachteil nicht mehr wegmachen. Hannover hatte gewonnen und wuchs rasant. Kurze Lichtblicke waren noch der D-Zug D 31/32 der seit 1. Mai 1892 auf der Strecke Wuppertal – Hagen – Soest – Hameln – Hildesheim – Braunschweig – Magdeburg – Berlin unterwegs war und die kürzesten Verbindung Berlin – Köln darstellte. Aber die Strecke über Dortmund – Bielefeld – Hannover – Stendal (Berlin-Lehrte, 1871) war für den schnellen Fernverkehr schon bald bedeutender.
Viele Unternehmen, die vor 1930 in Hildesheim ansässig waren, wurden auch in Hildesheim gegründet:
In den 1930er Jahren schaffte es Hildesheim, neue Industrie anzusiedeln, was aber zu ihrem Verhängnis wurde. Denn diese Firmen waren allesamt Rüstungsunternehmen:
Denn die Gießerei VDM fungierten als Zulieferbetrieb für die Luftwaffe, die Trillke-Werke fertigte elektrische Anlagen (Anlasser, Gleichstromlichtmaschinen, Schwungkraftanlasser und Magnetzünder) für Kraftfahrzeuge, Panzer und Schiffe, Ahlborn musste für die Kriegsmarine produzieren und Senking Feldküchen. Somit wurde Hildesheim häufiger ein Ziel alliierter Luftangriffe. Die Werke in der Nordstadt wurden schon früh zerstört, und die historische Innenstadt wurde am 22.März 1945 fast vollständig vernichtet. Die Hauptziele der Alliierten, die VDM und Trillke-Werke wurde wenig, bis gar nicht zerstört. Die Stadtmitte wurde über Jahre zu einer leeren nutzlosen Trümmerfläche. Die großflächige Vernichtung von Kulturgut, welches unwiederbringlich verloren ist, ähnlich der Sprengung der "Buddha-Statuen von Bamiyan" machte früher wie auch heute keinen Sinn.
Hildesheim profitierte vom Wirtschaftswunder. Die unzerstörten Trillke-Werke konnten rasch die Produktion für Elektroausrüstungen für Kraftfahrzeuge aufnehmen und wurde als Bosch-Blaupunkt der Motor der Stadt bis in die 80'er Jahren. In den Resten der alten Zucker-Raffinerie wurde das Blaupunkt Werk II errichtet. Viele Flüchtlinge siedelten sich in Hildesheim an und konnte ihre Einwohnerzahl fast verdoppeln. Neue Stadtteile wie Drispenstedt und Trockener Kamp entstanden. Reihenhaussiedlungen am Godehardikamp zeigten den Wohlstand des Mittelstandes. Alle Kirchen wurden aufgebaut, mit und ohne Turm. Im den 1980er Jahren sorgte einen Bürgerinitiative für den Wiederaufbau des Marktplatzes, gleichzeitig wurde die Produktion von einigen Konsumgütern in Hildesheim aufgegeben. Man konzentrierte sich auf die Kernkompetenzen. Die Wirtschaftskraft ließ in den 1990er Jahren langsam ab. Die Universitäre Ausbildung wurde eine der neuen Kernkompetenzen. Trotz sinkender Wirtschaftsleistung wurden noch große Neubaugebiete für Wohnungsbau (1983-heute Itzum/"Marienburger Höhe", 1989 "Klusburg") und gewerbliche Ansiedlungen (Nordstadt Dornierstraße, Bavenstedt/Daimlerring, Maybachstraße/Industriestraße) erschlossen.
Seit 1928 verbindet der Stichkanal Hildesheim die Stadt mit dem Mittellandkanal. Der Stichkanal besitzt nur direkt am Mittellandkanal einen Schleuse, welche die Schiffe auf das Niveau von 73 m ü. NN schleust. Das Hildesheimer Hafen Gelände liegt auf 74,5 m ü. NN und damit 9,5 m höher als das des Mittellandkanals.
Für die Ost-West-Verbindung der Autobahn A2 wurde auch eine nördliche Trasse ähnlich der Eisenbahn Hannover-Hamm gewählt (Planung in den 1930er-Jahren).
Am 15. Dezember 1960 erhielt Hildesheim einen Autobahnanschluss der Nord-Südstrecke A7.
Der geografische Nachteil wurde akut durch den Bau moderner Verkehrswege, die es ermöglichten längere Wege zu wählen und damit noch schneller am Ziel zu sein. Hildesheim verlor seine Innenstadt und schaffte einen Wiederaufbau, der der Stadt Lebensqualität brachte. Das sich Hildesheim mehr und mehr zu einer Residenzstadt entwickelt hat auch Vorteile. Die Stadt ist weniger hektisch und lädt zum verweilen ein. Der Wald der sich um die Stadt legt sorgt für gute Luft und viele Freizeitmöglichkeiten. Das schöne Innerstetal ermöglicht lange Radtouren bis nach Goslar oder Sarstedt/Hannover. Genau der richtige Standort für unsere Ferienwohnung!